800 Wörter für ein Leben
Tagtäglich bringt ein kleines Team in den Redaktionsräumen der New York Times die außergewöhnlichen Lebensgeschichten verstorbener Menschen zu Papier. Hinter den legendären Nachrufen, die die US-Tageszeitung seit 1851 veröffentlicht, stecken nur eine Handvoll Autoren, deren mitreißenden Zeilen zu den besten Werken des weltweiten Journalismus gehören. Die Dokumentation „800 Wörter für ein Leben“ von Vanessa Gould gewährt einen emotionalen Einblick in die Nachruf-Redaktion der New York Times und begleitet die Redakteure bei ihrer Arbeit.
Weltweit gibt es nur wenige Journalisten, die eigens damit befasst sind, Nachrufe zu verfassen. Die besten von ihnen arbeiten bei der New York Times, deren ehrenwürdige Stücke über verstorbene Persönlichkeiten als journalistische Meisterwerke gelten. Zwischen den alltäglichen Geschehnissen um Krieg, Politik und Fußballergebnissen sorgen sie dafür, dass bewegende Lebensgeschichten unvergessen bleiben. Der Dokumentarfilm gewährt erstmals Einblick hinter die Kulissen dieser Nachruf-Redaktion und gibt den Frauen und Männern hinter den bewegenden Geschichten ein Gesicht. Die Regisseurin begleitet die Autoren bei ihren akribischen Recherchen und Gesprächen mit Hinterbliebenen und zeigt auf, welcher Druck auf ihnen lastet, wenn sie die Lebensgeschichte eines Einzelnen möglichst einfühlsam und respektvoll für eine Millionenleserschaft niederschreiben - in nur rund 800 Wörtern und die Abgabe-Frist stets im Nacken.
„Es klingt ironisch, aber Nachrufe haben kaum etwas mit dem Tod zu tun. Es geht vor allem um das Leben.“, weiß Autorin Margalit Fox. Dabei geht es um mehr als die reinen Fakten, wann und unter welchen Umständen jemand gestorben ist. Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen. Wie wurden die Menschen zu den Persönlichkeiten, die sie waren?
Lebensgeschichten für die Ewigkeit
Die Idee zu dem Film kam Regisseurin Vanessa Gould nach dem Tod eines engen Vertrauten. Ihr ehemaliger Filmpartner, der Künstler Eric Joisel, verstarb 2010 im Alter von nur 53 Jahren. Neben dem persönlichen Verlust beschäftige Gould vor allem, dass seine künstlerischen Ideen und Zeugnisse mit ihm starben. Um dies zu ändern, kontaktierte sie sämtliche englischsprachige Tageszeitungen. Die einzige, die sich zurückmeldete, war die New York Times. Am Ende veröffentlichten sie einen Nachruf zu Eric Joisel, der Vanessa Gould nachhaltig bewegte. Ihr wurde daraufhin der kulturellen Bedeutsamkeit bewusst, die Nachrufe nicht nur für den Verstorbenen und dessen Angehörige haben, sondern das Vermächtnis der Verstorbenen für die Nachwelt dauerhaft prägt. Nur wenige Monate später kontaktierte sie die New York Times erneut – mit der Idee, einen Film über deren bedeutende Arbeit zu machen.
Daten und Fakten
Produktionsland | USA |
Produktionsjahr | 2016 |
Regie | Vanessa Gould |
Originaltitel | Obit |
Laufzeit | 90 Minuten |