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Camorra - Neapel und die Mafia

Organisierte Kriminalität in Neapel hat viele Gesichter, aber nur einen Namen: Die Camorra. Regisseur Francesco Patierno zeichnet in seiner Dokumentation ein stimmungsvolles Bild von Neapel und der berühmten Mafia Camorra zwischen 1960 und 1990. Mit bisher nie gezeigtem Archivmaterial dokumentiert er die Etablierung der Gruppierung und ihre Entwicklung innerhalb Neapels und der gesamten italienische Mafia zu einer der einflussreichsten, gewalttätigsten und kriminellsten Einheiten Italiens.

Kriminalität in Neapel

In der völlig verarmten Region um Neapel herrscht in den Nachkriegsjahren hohe Arbeitslosigkeit. Der Schwarzmarkt ist riesig und der Schmuggel von Zigaretten ist weit verbreitet. Kriminalität und Schwarhandel bildet für Tausende in der Stadt ihre Existenzgrundlage, auch für Kinder. Selbst der Bürgermeister der Stadt billigt den Verkauf – ihn zu verbieten, würde die Kriminalität nur weiter fördern. Die Mafia Camorra hat sich diese miserablen Lebensumstände zu Eigen gemacht und ist aus einer Stadt heraus geboren, die vom Staat vergessen worden zu sein scheint. Die Camorra brachte Struktur in die gesellschaftliche Unordnung und bildete ein soziales Gefüge - doch sie überlagerte mit der Zeit mehr und mehr die politische Kontrolle.

Als sich die Mafia in den 60er Jahren finanziell in den lukrativen Drogenschmuggel involviert, wird Neapels Camorra als Arm der Mafia untergeordnet. In dieses Gefüge tritt die charismatische Figur des Raffaele Cutolo. Aus dem Gefängnis heraus bringt er die Camorra unter seine Kontrolle und strukturiert sie neu zu einer kriminellen Industrie. Unter seiner Herrschaft kommt es zwischen 1980-81 zu Gewaltausbrüchen mit mehr als 200 Toten in Kämpfen mit rivalisierenden Clans. In Interviews ist Cutolo unbesorgt, smart und spielt mit Worten. Er sitzt noch heute seine Gefängnisstrafe ab – viermal lebenslänglich. Die Dokumentation "Camorra" ist eine Reflexion über Neapel, seine Bewohner und eine der mächtigsten Mafia-Organisationen, die zum Nachdenken anregt.

Neapel und die Camorra heute

Kriminalität in Neapel

Heutzutage hat die Camorra die sizilianische Mafia in Größe und Bedeutung längst überschattet. Sie gehört zu den größten kriminellen Organisationen in Europa und ist in eine nicht genau nachzuvollziehende Anzahl an familiär organisierten Clans aufgeteilt. In Neapel und Umgebung ist die Camorra der größte Arbeitgeber und die Region entzieht sich vollständig der staatlichen Kontrolle. Die Camorra kontrolliert eine Reihe von legalen Aktivitäten wie Blumen und Fleischhandel sowie die Müllabfuhr, Spielhallen und Discotheken und das Angebot von öffentlichen Bauplätzen. Ebenso ist die Camorra involviert in Prostitution, Drogenhandel, Schmuggel und Betrug. Die Milliardengewinne fließen unter anderem in Immobilien und den Kauf von Firmen auf internationaler Ebene. Die in dem Film „Camorra“ gezeigten Sozialzustände haben sich heute wenig verändert. Die Camorra versorgt vor allem die jungen Männer in den armen Vierteln Neapels mit Wohnungen und gut bezahlten Jobs. Ihre Familien sind versorgt. Sollten sie verhaftet oder getötet werden, kümmern sich die Camorra um Anwälte oder Beerdigung und leistet eine Art Sozialhilfe an die Familie. 

2006 veröffentlichte der Schriftsteller Roberto Saviano das Sachbuch „Gomorrha“, ein intensiv recherchiertes Werk über die Camorra und ihre Machenschaften. Seither lebt er unter Polizeischutz. Das Buch wurde 2008 von Matteo Garrones erfolgreich verfilmt. 2018 veröffentlichte Saviano den Roman „Der Clan der Kinder“, der sich an realen Vorbildern orientiert und über den Aufstieg von einer der zahlreichen „Babygangs“ erzählt. Die Camorra - ein Thema das polarisiert.

Daten und Fakten

Produktionsland Italien
Produktionsjahr 2018
Regie Francesco Patierno
Originaltitel Camorra
Laufzeit 70 Minuten

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