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Der Fall Abacus

Die Abacus Federal Savings Bank wird nach der Finanzkrise 2008 in New York nicht nur zur ersten inländischen Bank seit 1991, die wegen Betrugs vor Gericht steht, sondern wird auch als einzige Bank im Rahmen der amerikanischen Immobilienkrise angeklagt. Regisseur Steve James begleitet in seiner preisgekrönten Dokumentation Abacus-Gründer Thomas Sung und seine Familie bei ihrem juristischen Kampf und zeichnet zudem ein intimes Porträt der chinesischen Gemeinschaft in New York.

V.l.: Jill Sung, Vera Sung, Thomas Sung
V.l.: Jill Sung, Vera Sung, Thomas Sung

2008 platzt die amerikanische Immobilienblase und löst damit die weltweit größte Finanzkrise seit 1929 aus. Eine strafrechtliche Verfolgung der großen Banken bleibt aus, um das ins Wanken geratene Finanzsystem nicht zum Einsturz zu bringen. Allein gegen eine kleine Bank in New Yorks Chinatown, Abacus Federal Savings, wird Anklage erhoben. Thomas Sung, der die Bank 1984 eröffnete ist aktives Mitglied der chinesischen Einwanderergemeinschaft und motiviert, den Menschen mit seiner Bank etwas zurückzugeben. Als die Bank jedoch 2009 selbst einen Hypothekenbetrug entdeckt, die entsprechenden MitarbeiterInnen feuert und den Vorfall gemäß den Vorschriften den Bundesbehörden meldet, ist nicht abzusehen, dass sie damit selbst ins Visier des Bezirksstaatsanwalts von New York geraten wird. Regisseur Steve James, der für seine Dokumentationen „Hoop Dreams“ (1994) und „Stevie“ (2002) bereits preisgekrönt ist, begleitet in „Der Fall Abacus“ Familie Sung während der letzten Monate der sich über fünf Jahre ziehenden Gerichtsverhandlung. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise zeigt er nicht nur das Schicksal der Sungs, ihre privaten wie öffentlichen Kämpfe, sondern traut sich auch, die Gerechtigkeit des amerikanischen Justizsystems in Frage zu stellen. Die Dokumentation wurde bereits mit dem "Award for Outstanding Business and Economic Documentary" bei den Emmy Awards 2018 sowie dem "Award for Best Political Documentary" bei den Critics’ Choice Documentary Awards 2018 ausgezeichnet.

Die Finanzkrise

V.l.: Vera Sung, Jill Sung, Thomas Sung
V.l.: Vera Sung, Jill Sung, Thomas Sung

Als Auslöser der Finanzkrise gilt die amerikanische Immobilien- bzw. Hypothekenkrise: Nahezu jedes große Finanzunternehmen und jede große Bank in den USA vergab Wohnungsbaudarlehen und Kredite zum Kauf eines Hauses an US-Bürger mit mittlerem oder geringem Einkommen. Hypotheken unterschiedlicher Bonitäten wurden an Zweckgesellschaften übertragen, die diese in handelbare Wertpapiere umsetzten und zu Fonds bündelten. Diese Pakete, durch Ratingagenturen geschickt als hoch eingestufte Wertpapiere getarnt, wurden gewinnbringend an Investoren verkauft. Als die Eigenheimpreise fielen und die Immobilienblase platzte, kam es zu einer immensen Zahl an Hypothekenausfällen und Zwangsversteigerungen. Die Käufer der kreditversicherten Hypotheken, vor allem viele große Banken, verzeichneten Verluste in Milliardenhöhe. Am 15. September 2008 meldete die Investmentbank Lehman Brothers als Folge der Immobilienkrise Insolvenz an. Die Börsenwerte fielen rapide, die Weltwirtschaftskrise erreichte ihren Höhepunkt.

Banken und Finanzdienstleister wie JPMorgan Chase, Goldmann Sachs, Bank of America, Morgan Stanley, Citigroup und Wells Fargo beteiligten sich an diesem massiven Hypothekenbetrug. Dennoch wurde keine dieser Banken strafrechtlich verfolgt oder angeklagt, um das Finanzsystem nicht zum Einsturz zu bringen. Sie erhielten stattdessen die Option, Geldbußen zu zahlen – eine Option, die Abacus nie erhielt. Dies erscheint umso fragwürdiger, da es in dem Betrugsprozess um lediglich 30 Hypotheken ging und Abacus eine der niedrigsten Ausfallraten für Hypotheken im Land hatte. Waren die großen Banken "too big to fail", wurde Abacus als "small enough to jail" eingestuft.

Daten und Fakten

Produktionsland USA
Produktionsjahr 2016
Regie Steve James
Originaltitel Abacus – Small Enough to Jail
Laufzeit 86 Minuten

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