Minding the Gap
Das Skateboarden ist für die US-amerikanischen Jugendlichen Zack, Bing und Keire der einzige Weg, sowohl der Gewalt in ihren Elternhäusern, als auch der Eintönigkeit ihrer sozial schwachen Heimatstadt zu entkommen. Zehn Jahre später holt sie das Erwachsenwerden ein. Die jungen Männer müssen lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und sich ihren prekären Familiengeschichten stellen, um nicht die Fehler ihrer Eltern zu wiederholen – doch während aufgeschürfte Knie rasch wieder heilen, bleiben andere Wunden ein Leben lang...
Willkommen in Rockford, Illinois, im Herzen des US-amerikanischen Rust Belts. Für den introvertierten Bing, den sorglosen Zack und den impulsiven Keire, sind die Straßen ihrer Heimatstadt ein endloser Skatepark. Beim Rollen über den Asphalt können sie ihre Sorgen für einige Stunden vergessen. Denn zu Hause erwarten sie Schläge, Streit oder schlimmer noch: Gleichgültigkeit. Mit voranschreitendem Alter können Skateboards, Zigaretten und Dosenbier jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die drei Jugendlichen nun allmählich Weichen für ihr Leben stellen müssen. Doch wer wollen sie überhaupt sein?
Für den 23-jährigen Zack ist eine ungeplante Vaterschaft ein jähes Erwachen. Nach der Geburt seines Sohnes findet er kaum noch Zeit für das Skateboarden und fühlt sich in seiner neuen Rolle als Vater gefangen. Am liebsten würde Zack weiterhin planlos in den Tag hineinleben. Obwohl er sich anfangs sichtlich bemüht, Verantwortung zu übernehmen, läuft die turbulente Beziehung zu seiner Freundin schnell aus dem Ruder. Der rastlose Zack steht unzufrieden zwischen den Stühlen – seine unschuldig naiven Wünsche ringen mit der Erkenntnis, dass die Jugend vorbei ist.
Auch der 17-jährige Keire hat immer weniger Zeit für sein Hobby, da er seine Mutter nach dem Tod des Vaters finanziell unterstützen muss. Keire schlägt sich als Tellerwäscher durch und hadert zunehmend mit der Tatsache, der einzige Afroamerikaner unter seinen Freunden zu sein. Auf der Suche nach seiner Identität muss sich Keire nun auch der gewalttätigen Vergangenheit seines verstorbenen Vaters stellen.
Sein Freund Bing erkennt sich in dessen Geschichte wieder. Er selbst musste die Schläge seines Stiefvaters ertragen und zudem mitansehen, wie seine Mutter von diesem 17 Jahre lang misshandelt wurde. Auch für Bing war das Skateboarden auf der Straße einst ein Weg, um vor dem Trauma davonzulaufen. Doch nun arbeitet er seine Vergangenheit in einem Film auf – um alte Dämonen zu besänftigen und eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Resilienz und die flirrende Zeit zwischen der Jugend und dem Erwachsensein zu erzählen.
Der Regisseur: Bing Liu
Der Regisseur und Kameramann Bing Liu wurde 2018 für seinen Film „Minding the Gap“ weltweit von den Kritikern gelobt. Seit seiner Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival wurde der Dokumentarfilm bislang mit über 50 internationalen Preisen ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert – darunter 2019 für den Oscar als „Bester Dokumentarfilm“. Als Executive Producer beteiligte sich zudem der Oscar-nominierte Producer und Regisseur Steve James („Hoop Dremas“). Die Dokumentation „Minding the Gap“ sollte eigentlich ein Film über das Verhältnis von Skateboardern und ihren Vätern werden, doch die Arbeit an dem Film löste bei Bing Liu eine Art Lawine aus und es wurde schnell persönlich: "Mir wurde auf einmal schlagartig bewusst, dass Keire und ich unter ähnlich bitteren Erlebnissen litten, die wir alle nicht richtig verarbeitet hatten." Bing Liu thematisiert sich deshalb in seinem preisgekrönten Film auch selbst, um sich seiner eigenen Vergangenheit zu stellen.
Daten und Fakten
Produktionsland | USA |
Produktionsjahr | 2018 |
Regie | Bing Liu |
Originaltitel | Minding the Gap |
Laufzeit | 90 Minuten |