Die frühen Neunziger waren die Hochzeit der Plattenindustrie. Physische Tonträger verkauften sich millionenfach und die Musiklabels verbuchten Rekordumsätze. Dass sich die digitale Transformation längst auf dem Vormarsch befand, sah niemand kommen – mit umso größerer Wucht wurde der Musikmarkt vom Strukturwandel der Digitalisierung getroffen. 

Im Juli 1995 ist es so weit: Musik kann mit nur einem Zehntel der Originalgröße gespeichert werden, ohne hörbare Qualitätseinbußen. Die neue Technik aus dem beschaulichen Ilmenau in Deutschland bekommt auch einen Namen: MP3. Das Fraunhofer Institut stellt die Software für die MP3-Kodierung zum freien Download ins Internet und es dauert nicht lange, bis das Potenzial der neuen Technologie erkannt wird. Zunächst ist sich die Musikindustrie der Bedeutung und Tragweite der Erfindung nicht bewusst. Doch schon wenig später ist Filesharing in aller Munde, die Musikpiraterie längst auf dem Vorzug. Die Plattenindustrie steht vor dem großen Zusammenbruch und die Kluft zwischen dem Musikmarkt und dem Silicon Valley wird immer größer. Nach einigen umsatzschwachen Jahren kommt Anfang der 2000er der Mann, dem es gingt, die Kluft langsam wieder zu schließen: Steve Jobs und seine Vision, Musik auch in digitaler Form monetarisieren zu können. 

Bis sich der Musikmarkt vollständig erholt, soll es noch eine Zeit dauern. 2008 bringt der Schwede Daniel Ek Spotify auf den Markt und ebnet damit den Weg für das Streaming-Zeitalter. Heute hören die Menschen wieder mehr Musik denn je – eine Entwicklung, die trotz allem der MP3-Technologie und der Revolution, die sie auslöste, zu verdanken ist. Eine Idee, die Tech-Giganten wie Apple und Google zum großen Durchbruch verhalf und die Musikindustrie fast in die Knie zwang.