Teflon - Das unsichtbare Gift
Der Chemiekonzern DuPont pumpt in West Virginia giftige Chemikalien aus der Teflon-Produktion in Luft und Wasser und löst damit einen riesen Umwelt-Skandal aus. Regisseurin Stephanie Soechtig arbeitet den Skandal in ihrer Dokumentation "Teflon - Das unsichtbare Gift" anschaulich auf und entdeckt erschreckende, teils ungeahnte Auswirkugen der Verseuchung.

Alles beginnt 1997 mit den verwackelten Videoaufnahmen von Bauer Wilbur Tennant. Mit seinem Camcorder dokumentiert er seine kranken, deformierten und sterbenden Kühe, nachdem er zuvor Teile seines Landes an DuPont verkauft hatte. Der Konzern versicherte ihm, darauf ausschließlich nicht gefährliche Abfälle zu lagern. Tennants Kühe grasen unterhalb des DuPont Landes, doch innerhalb weniger Jahre stirbt seine ganze Herde. Der Bauer kontaktiert Rob Bilott, einen Anwalt für Umweltrecht, der erkennt schnell, dass es einen Auslöser für das Massensterben der Tiere geben muss.
Es klingt wie eine Verschwörungstheorie, doch es ist die schockierende Wahrheit: Seit 1951 bezieht der Chemiegigant DuPont die Chemikalie PFOA, auch C8 genannt, von der Firma 3M für die Herstellung von Teflon. DuPont pumpt in den folgenden Jahrzehnten große Mengen der Chemikalie in die Luft und in den nahegelegenen Fluss. Durch verseuchten Abwasserschlamm, der auf dem Gelände lagert, gelangt PFOA zudem in die Grundwasserversorgung der umliegenden Ortschaften. Beginnend in den 60er Jahren, führen 3M und DuPont im Geheimen wissenschaftliche Tests an Tieren durch, die zeigen, dass die Chemikalie ins Blut gelangt und schwere gesundheitliche Schäden, Geburtsdefekte sowie den Tod verursacht.
Während interne Tests von DuPont und 3M offenbaren, dass nicht nur die Verseuchung von Trinkwasser durch PFOA globale Ausmaße angenommen hat, sondern auch Menschen in aller Welt PFOA im Blut haben, reicht Anwalt Rob Bilott 2001 eine Zivilklage gegen DuPont, ein. 70.000 Bewohner nehmen daraufhin an einer in dieser Größe bisher nie dagewesenen Gesundheitsstudie teil, um die toxischen Effekte von Teflon zu ergründen. Doch während nach langen Jahren der Studien direkte Verbindungen zu sechs schweren Krankheiten nachgewiesen werden können, fährt DuPont mit der Produktion von Teflon fort: unter leicht veränderter Formel und mit neuem Namen, aber nicht ohne die gleichen schädlichen Effekte.
„Teflon – Das unsichtbare Gift“ ist ein erschütternder Film über Profitgier und maßlose Verantwortungslosigkeit. Über Unternehmen, die wissentlich die Gesundheit zahlloser Menschen gefährden und Regierungsstellen, die anstatt zu kontrollieren und regulieren, unter dem Einfluss dieser Unternehmen stehen.
Hintergrundinformationen
Vor 77 Jahren entdeckt der junge Chemiker Roy Plunkett, angestellt bei dem Chemiekonzern DuPont, per Zufall Polytetrafluorethylen, kurz PTFE. Es ist nicht brennbar, reaktionsträge, äußerst beständig und es gibt nahezu keine Materialien, die an dem Stoff hängen bleiben – sie perlen an ihm ab. Plunkett erhält das Patent auf den Kunststoff am 04. Februar 1941. 1945 bringt die Firma DuPont PTFE mit dem Handelsnamen „Teflon“ auf den Markt.
Bis heute verbindet man Teflon primär mit Küchenware, doch es steckt ebenso in wasserdichter Kleidung, Gitarrensaiten, Mikrochips, Prothesen, Verpackungen und mehr. Der Markt für Teflon ist milliardenschwer. Dabei bildet Teflon bei Erhitzung giftige Stoffe. Bei Temperaturen ab 202 Grad Celsius bilden sich Mengen, die einen Wellensittich töten können, ab 360 Grad Celsius auch Dämpfe, die für Menschen gefährlich sind und grippeähnliche Symptome hervorrufen können. Dies ist bekannt als das Polymerdampf-Fieber oder auch Teflon-Fieber. Bis 2002 ist die Firma 3M Haupthersteller und Lieferant für PFOA, welches für die Herstellung von Teflon benutzt wird. Ende 2002 stellt 3M die Produktion ihres Stoffes aufgrund starker gesundheitlicher Bedenken ein. Dennoch beginnt DuPont noch im selben Jahr den Stoff selbst herzustellen.
Der Erfolg von Teflon ist indes nicht aufzuhalten. Doch die Chemikalie ist nicht biologisch abbaubar und verseucht Trinkwasser weltweit. Gelangt sie in den Blutkreislauf, bleibt sie auch dort. Deshalb ist PFOA heute im Blut von Menschen auf aller Welt nachzuweisen. Die Langzeit-Folgen von Teflon sind noch nicht absehbar, doch die Konsequenzen tragen wir alle.
Daten und Fakten

Produktionsland | USA |
Produktionsjahr | 2018 |
Regie | Stephanie Soechtig |
Originaltitel | The Devil We Know |
Laufzeit | 84 Minuten |